2020: (K)ein Jahr Wie Jedes Andere

12/26/2020 12:30:00 AM

 

Unsere Gesellschaft: wacklige Angelegenheit
Eine Best-of-Playlist für 2020? Musikalisch für mich ein wilder Ritt durch Gemütslagen, Genres und Jahrzehnte. Hey, das war 2020, ein Jahr voller ups & downs und overs & outs.
Es hätte eigentlich ein Jahr sein müssen, in dem man sehr viel Zeit für Musikentdeckungen gehabt hätte. Global gesehen ist allerdings das Gegenteil der Fall. Viele Veröffentlichungen wurden verschoben, Promo-Shows sind ausgefallen, wir haben kaum Zeit fürs Pendeln, Reisen oder in Großraumbüros verbracht. Kein leichtes Jahr für Musikschaffende und Musikhörende.
 
In diesem Sinne eine persönliche, chronologische Reise durchs Musikjahr 2020:

JANUAR
Es gab ja schon die Zukunftszuversicht und vielen guten Vorsätze, nun aber wirklich alles anders zu machen als in dieser grauen Vorzeit - Ende 2019 - du erinnerst dich! Es fing schwungvoll, tanzbar und unbeschwert an:

Eloise Carter - My Man Rock Head (1961)

 

FEBRUAR
Business as usual.

 Porridge Radio – Sweet (Jan 2020)


Eine Band mit vielen Anleihen aus den 1990er veröffentlichten eine Single, später ihr Debut. Typischer Reflex des 2019er Ichs: Tickets für die Berlin Show gebucht (lol)

März: (when Corona kicked-in)

Endzeitstimmung. Ich erinnere mich sehr gut daran, wie ich in die brandenburgische Weite blickte und überlegte, was wohl passieren würde, wenn viele Menschen von diesem Virus dahingerafft würden. Und wer davon profitieren wird. Dann erreichte mich dieses Lied:

Östro 430 -  Keine Krise Kann Mich Schocken. (1981-83)

Klar, die Reichen werden gewinnen, schon wieder – immer wieder.

April:

Stimmung ganz weit unten. Drei Wochen Urlaub aber doch kein Urlaub.

Spike Fuck – Tomorrow We Get Healthy (2016)

Dieser Song ist mein Soundtrack durch den Urlaub. Tomorrow, ja, wirds anders werden.

MAI:

Der Sommer startet, die Dinge normalisieren sich. Ich lernte

Die Arbeit – Lonely Dance (2020)

kennen; ein Song der mich bis heute fesselt. „Du bist - die schnellste Verbindung - zwischen Leid und Überwindung.“ / „Nie wieder Leistung“ - bester deutscher Song des Jahres.

JUNI:

Die Band war schon auf der letztjährigen Top 20 Playlist vertreten:
            Working Men‘s Club – Tomorrow
  

nur diesmal mit einem richtigen Album. „Tomorrow“ der Song der Platte! Namensgebend ist nicht zufällig der gleiche Club, in dem Fontaines D.C., Murder Capital und Just Mustard ihre frühen Auftritte hatten und ich nicht mindestens ebenso zufällig eine Reise im April dorthin geplant hatte, sondern eben auch eine Band mit dem angesagtem Crossover aus irischem Postpunk mit Dance Music. Mein Album des Jahres 2020.

JULI:

Ab hier wird das Jahr ziemlich fuzzy. Denn im Prinzip sind alle Monate gleich abgelaufen.

Idoli – Maljciki

Ein paar gesellige Abende gehabt, na klar – auch gute Laune mit diesem, mir bis dato unbekannten serbischen Song von 1981.

Attila the Stockbroker – This free Europe (1992)
Corona Proteste, mit Reichs- und What-so-ever-Bürgern brachten mich zu diesem Song. Klassischer, politischer Punk.

Huah! – 10Uhr Show:
Funny Story. Hatte ne tiefe Sinnkrise im Job. Zitat Huah! bzw. Tocotronic: „Ich gebt zu, es ist ein Job ohne Sinn, aber Baby, kennst du jemanden, der nen Job mit Sinn hat???“ Nuff said.


SEPTEMBER:

Dinge stabilisieren sich. Kneipen sind offen, wir reden über Urlaub, alles scheint cool für die nächsten Monate. Meine Lieblingsbands veröffentlichen wieder neue Musik und ich bin sogar  empfänglich dafür:

Protomartyr – Worm In Heaven (Juli) 

Fontaines D.C. – Televised Mind (Juli) (Platz 2 - Song des Jahres) 

Idles – A Hymn (September)

          Shame – Alphabet (September)

November:

Es ist wieder dunkel. Ich hätte nie geglaubt, dass ich licht- und wetterfühlig sein könnte, aber die Aussicht auf sechs Monate Dunkelheit und Lockdown haben mich an den Rand einer Depression geführt. Was mich rettete: Meine Partnerin 💓 und eine Tageslichtlampe. Diese persönliche Krise habe ich mit alten Punkrocks Songs durchgestanden. Nix Neues, keine Hypes, schlicht gut:

                No Trend – Reality Breakdown (1984) 

              Crass - Do they owe us a living (1978)

    BAMBARA – Serafina (2020)

    Wipers – Over the Edge(1983)

 

Und so endet dieses sonderbare Jahr mit einer in vielerlei Hinsicht „interessanten“ Playlist, die die guten und auch schlechten Momente abbildet. Viel Spaß beim Hören!


Dipl Imp.

 

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1 Kommentare

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