Das Gespenst AfD - Ein Blick in die Statistik offenbart, wie die AfD wirksam bekämpft werden kann
10/06/2018 11:50:00 PMEin bisschen Licht ins Dunkel würde der AfD Debatte ganz gut tun. |
Die öffentliche Debatte über das Erstarken der AfD in Deutschland ermüdet mich.
Seit Chemnitz ist zwar wieder mehr Dynamik in der Diskussion, vor allem im bürgerlichen Lager. Dennoch - zwölf Monate nach der Bundestagswahl 2017 - herrscht noch immer großes Rätselraten unter allen Parteien, wie es überhaupt so weit kommen und die Afd mit knapp 13% in den Bundestag einzieht konnte. Die Hoffnung vieler Menschen, man würde sie im Politikalltag zermürben und klein bekommen, ist angesichts der jüngsten Umfragen gestorben.
Umso erstaunlicher, dass Politiker jeglichen Spektrums in den Talkshows sitzen und über Sorgen der Bürger diskutieren, die man nun endlich ernst nehmen müsse. Mit Ausnahme dieses Essays, habe ich bisher keinerlei plausible Erklärung gelesen, warum zu wirtschaftlich guten Zeiten eine extreme Randpartei derartige Popularität erlangen konnte.
Weiterhin wundert es mich, dass sich offenbar immer noch niemand aus objektiver Sicht mit den Bundestagsergebnissen 2017 auseinander gesetzt hat. Als ausgewiesener Statistikfreund, ist es für mich naheliegend, mit der statistischen Analyse der Wahl zu starten um die richtigen Schlussfolgerungen zu ziehen. Nachfolgende Auswertung (verwendete Daten und Statistik siehe Ende) habe ich wenige Tage nach der Wahl 2017, in weniger als 2 Stunden erledigt. Dass ich die Ergebnisse erst jetzt veröffentliche, hat schlichtweg damit zu tun, dass ich bis heute darauf gewartet habe, Journalisten oder andere einflussreiche Menschen würden es tun. Aber leider gab es nur Meinungen und Deutungen, aber keine statistische Analyse.
So dann, das sind meine Erkenntnisse zum Wahlerfolg der AfD vom Oktober 2017:
Key Insights:
Die AfD ist schlicht die „wählbare“ NPD
Die Korrelation der Wahlkreisergebnisse beider Parteien liegt bei sagenhaften 0,86 (maximum ist 1)! Wo immer in Deutschland die AfD stark war, war auch die NPD stark – und umgekehrt. Es hat nicht Chemnitz gebraucht, um das herauszufinden, sehr geehrte schockierte Mitte der Gesellschaft!
Die Korrelation der Wahlkreisergebnisse beider Parteien liegt bei sagenhaften 0,86 (maximum ist 1)! Wo immer in Deutschland die AfD stark war, war auch die NPD stark – und umgekehrt. Es hat nicht Chemnitz gebraucht, um das herauszufinden, sehr geehrte schockierte Mitte der Gesellschaft!
Es geht nicht um das Christliche Abendland
Die AfD (und NPD) ist in Wahlkreisen erfolgreich, in denen Deutsche, Alte, Schulabbrecher und Religionslose überproportional vertreten sind. D.h. es geht hier nicht um konservative Werte (das geht an alle Dobrindts da draußen!)
Globalisierungsverlierer wählen AfD
Die AfD (und NPD) ist in Wahlkreise erfolgreich, in denen überproportional viele Menschen in Land- und Forstwirtschaft und Handwerksbetrieben arbeiten, also nicht digitale, nicht globalisierte Arbeit, die am stärksten durch Lohndumping, Schwarzarbeit und offene Märkte betroffen ist. Das sind die Sorgen über die die Besorgten offenbar reden wollen.
Die AfD (und NPD) ist in Wahlkreise erfolgreich, in denen überproportional viele Menschen in Land- und Forstwirtschaft und Handwerksbetrieben arbeiten, also nicht digitale, nicht globalisierte Arbeit, die am stärksten durch Lohndumping, Schwarzarbeit und offene Märkte betroffen ist. Das sind die Sorgen über die die Besorgten offenbar reden wollen.
Die liberale, christlich-bürgerliche Gesellschaft ist das Bollwerk gegen die AfD
Die AfD (und NPD) schnitt besonders schlecht in ethnisch gemischten, jungen, prosperierenden, christlich und bürgerlich dominierten Wahlkreisen ab.
Die AfD (und NPD) schnitt besonders schlecht in ethnisch gemischten, jungen, prosperierenden, christlich und bürgerlich dominierten Wahlkreisen ab.
Der Erfolg fand auf beiden Enden der politischen Extreme statt
Wo immer die AfD/NPD stark abschnitt, fuhr auch die Linke gute Ergebnisse ein. (Korrelation: 0,51/0,46). Beide extreme Ränder kämpfen um ähnliche Klientel. Je größer dieses Klientel, desto höher sind die Wahlergebnisse der politischen Ränder.
Wo immer die AfD/NPD stark abschnitt, fuhr auch die Linke gute Ergebnisse ein. (Korrelation: 0,51/0,46). Beide extreme Ränder kämpfen um ähnliche Klientel. Je größer dieses Klientel, desto höher sind die Wahlergebnisse der politischen Ränder.
Das deutlichste Gegenprofil zur AfD bilden FDP, Grüne und SPD
Freiheitliche, progressive Kräfte weisen diametral entgegengesetzte Wahlerfolge auf. Wo immer FDP, SPD oder Grüne besonders stark sind, ist die AfD/NPD besonders schwach.Die CDU/CSU ist die einzig verbliebene Volkspartei
Im Vergleich zu allen anderen Parteien, weisen die Zweitstimmenergebnisse der CDU deutlich schwächere Korrelationen zu strukturellen Daten auf. Die CDU findet in allen Gebieten, armen wie reichen, deutschen wie gemischten, gesunden wie überalterten Wahlkreisen Zustimmung. Das macht per Definition eine Volkspartei aus. Der SPD gelingt das nicht mehr.
So What?
Wer die AfD in seinem Wahlkreis effektiv schwächen will, muss die kleinen, handwerklichen und landwirtschaftlichen Betriebe vor den Auswüchsen der Globalisierung schützen. Es müssen die enormen Vorteile der liberalen Gesellschaft stärker und deutlicher zum Ausdruck gebracht werden. Erklärt, warum die Bürger von Globalisierung und Digitalisierung profitieren. Der Nährboden der AfD und NPD sind zurückgelassene, ungebildete, alte Menschen an denen die Modernisierung der Gesellschaft der letzten 20 Jahre vorbei ging. Geht also in die Gegenden mit Shit-Life Syndromen und macht genau dort Wahlkampf. Die findest du in Dörfern wie auch in Großstädten!
Eins jedoch steht fest: Jede Partei die nur versucht, die AfD als Nazi-Partei zu enttarnen, wird auch weiterhin keinen Erfolg gegen sie erzielen. Das sollte uns eigentlich die vergangenen drei Jahre gelehrt haben.
Eins jedoch steht fest: Jede Partei die nur versucht, die AfD als Nazi-Partei zu enttarnen, wird auch weiterhin keinen Erfolg gegen sie erzielen. Das sollte uns eigentlich die vergangenen drei Jahre gelehrt haben.
Interaktive Grafik und Tabellen zur Analyse
Ausgewählte Strukturdaten aus den Wahlkreisen und die dazugewöhrigen AfD Zweitstimmenanteile. Jeder Punkt steht für ein Wahlkreis |
Tipp: In nachfolgender Grafik könnt ihr Parteien selecten/deselecten. Ich empfehle, SPD, Linke und CDU zu deselecten. Beim antippen oder überhovern der punkte wird der Text vollständig angezeigt.
Mobile Nutzer bitte hier entlang:
https://vizydrop.com/shared/drop/5bb7883ac1c4f5000f7bbeca?authkey=742043b7125db4561ca1
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Daten und Methodik:
Korrelationsbasierte Analyse der Zweitstimmenanteile in 299 Wahlkreisen vom Bundestagswahl 2017. 49 Kennzahlen über Strukturdaten (Altersverteilung, Einkommen, Migrationsanteil, Arbeitslosigkeit etc) aus jedem Wahlkreis wurden mit dem jeweiligen Wahlkreis-Zweitstimmenanteil der Parteien verknüpft und nach Korrelationen untersucht. CDU/CSU wurde zusammen ausgewertet. Zugrundliegende Wahlergebnisse: Amtliches vorläufiges Wahlergebnis vom 27.9.2017. Alle Daten stammen vom Bundewahlleiter
Strukturdaten:
https://www.bundeswahlleiter.de/dam/jcr/f7566722-a528-4b18-bea3-ea419371e300/btw17_strukturdaten.csv
Wahlergebnisse:
Soviel von mir.
Dipl_Imp
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